15章2/10 『みつばちマーヤの冒険』帰郷 ☆ „Die Biene Maja ” Die Heimkehr
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『みつばちマーヤの冒険』第15章 帰郷
„Die Biene Maja ” 15.(Fünfzehntes) Kapitel „Die Heimkehr”
作 WALDEMAR BONSELS 絵 Franziska Schenkel
①2025/1/30②2/20③3/20⓸4/20⑤5/20⑥6/20⑦7/20⑧9/20⑨10/20⑩11/20
① 小さなマーヤは残っているすべての思いと行動を結集しました。
青い早朝の空気の中へと猟銃から放たれたまん丸な弾丸のように、
稲妻のようにまっしぐらに森へと飛びました。みつばちは多くの他の
虫よりもすばやく飛べるのです。そこはまずは安全です。もしスズメバチ
が彼女を自由にしたことを後悔して追ってきても隠れることも出来ます。
② 木々から重い雫が、森の地面に積もった枯れた葉の上に落ちました。
寒さは厳しく、みつばちの羽は凍りつきそうでした。平原には薄い霧が
漂い、朝焼けの兆しはどこにも見えません。周囲は静まり返り、まるで
太陽が地球を忘れたかのようで、すべての生き物が死の眠りに就いた
かのようでした。そんな中、マーヤはできる限り空高く飛びました。
彼女にとって今や重要なのはただ一つ、自分のすべての力と感覚で
自分たちの巣、自分の仲間たち、危険にさらされている故郷を
見つけることでした。恐るべき盗賊たちが今日の朝に計画している
襲撃に備えるように警告をしなければなりません。ああ、みつばちの
群れは強く、攻撃に備え、防衛の準備をしておければ横暴な敵とも
戦える力があります。でも不意打ちや、目覚めを襲われたりすれば
大変です。女王や兵がまだ眠っている間に襲われれば、それは恐ろ
しい虐殺と多くの捕虜が出てそして、スズメバチたちの勝利は確実な
ものとなってしまいます。でも今、小さなみつばちは、自分たち
仲間の力と強さ、女王のために自分の命をかける覚悟、そして忠誠心
を思い浮かべたとき、敵に対する激しい怒りが込み上げてきました。
同時に、仲間を守るために喜んで自らを犠牲にする決意と、愛の情熱
から湧き上がる喜ばしい勇気が、彼女を満たしたのでした。
① Die kleine Maja nahm ihre ganzen Kräfte zusammen, alles an Willen und
Tatkraft, was ihr geblieben war. Wie eine Kugel aus dem Lauf einer Jagdbüchse
flog sie blitzschnell schnurgrade durch die bläuliche Morgenluft dahin, grade auf
den Wald zu. Die Bienen können rascher fliegen als die meisten anderen Insekten.
Dort war sie zunächst sicher, dort konnte sie sich verstecken, falls die Hornisse
bereuen sollte, sie freigegeben zu haben, und ihr folgte.
②
Aus den Bäumen fielen schwere Tropfen in die welken Blätter des Waldbodens.
Es war so kalt, daß der Biene die Flügel zu erstarren drohten. Überall lagen feine
Schleier in der Ebene, und vom Morgenrot war nichts zu sehen. Dabei war es so still
in der Runde, als habe die Sonne die Erde vergessen und als hätten alle Wesen sich
zu einem Todesschlaf niedergelegt. Da flog Maja so hoch empor in die Luft als sie
konnte. Es galt für sie nur eines: sie mußte so rasch als ihre Kräfte und Sinne
zuließen, den Stock der Ihren finden, ihr Volk, ihre bedrohte Heimat. Sie mußte die
Ihren warnen, daß sie sich gegen den Überfall rüsten konnten, den die furchtbaren
Räuber an diesem Morgen planten. O, das Volk der Bienen war stark und wohl
befähigt, den Kampf mit den überlegenen Gegnern aufzunehmen, wenn sie sich
wappnen konnten und zur Verteidigung vorbereiten. Niemals aber, wenn sie
überrumpelt und im Erwachen überfallen wurden. Wenn die Königin und die
Soldaten noch schliefen, dann würde es ein furchtbares Morden geben und viele
Gefangene, und der Erfolg der Hornissen war gewiß. Und nun, da die kleine
Biene an die Kraft und die Stärke der Ihren dachte, an ihre Todesbereitschaft und
ihre Treue gegen die Königin, überkam sie ein hoher Zorn gegen die Feinde und
zugleich ein beseligter Opferwille und ein beglückender Mut ihrer begeisterten Liebe.
⓷
Es war nicht leicht für sie, sich in der Umgegend zurechtzufinden. Sie hatte sich
schon seit lange nicht mehr auf jene Art das Land gemerkt, wie die anderen
Bienen es gewohnt waren, die immer von weiten Ausflügen mit ihrer Honigtracht
zum Stock zurückfinden mußten.
Ihr war, als sei sie noch niemals so hoch in der Luft gewesen, wie nun, die Kühle
tat ihr weh, und sie konnte die einzelnen Gegenstände drunten kaum noch deutlich
unterscheiden. Worauf soll ich mich verlassen, dachte sie, ich habe keinen Anhalt
und werde den Meinen keine Hilfe bringen können. „Ach, hier war nun die beste
Gelegenheit, alles gutzumachen,“ seufzte sie in ihrer Angst, „was soll ich tun?“
Aber plötzlich trieb es sie mit heimlichen Mächten unwiderstehlich nach einer
bestimmten Richtung hin. Was ist es nur, das mich drängt und zieht, dachte sie,
es muß mein Heimweh sein, das mich führt. Und sie überließ sich diesem Gefühl
und flog so rasch sie konnte gradeaus. Und plötzlich brach sie in helles Jubeln aus,
dort schimmerten fern wie graue Kuppeln aus der Dämmerung die Baumkronen
der großen Linden des Schloßparks. Nun wußte sie sich zurechtzufinden und
augenblicklich ließ sie sich bis dicht über die Erde nieder. Sie sah auf den Wiesen
zur Seite die hellen Nebelstriche wieder dichter und dachte an die Blumenelfen,
die dort getrost und selig ihren frühen Tod starben. Das füllte ihr das Herz aufs
neue mit Zuversicht, und ihre Angst verlor sich. Mochten die Ihren sie wegen
ihrer Flucht aus dem Reiche verachten, mochte die Königin sie strafen, wenn
nur ihr Volk von dem furchtbaren Unheil verschont blieb, das ihm drohte.
④
Dort schimmerte schon dicht an der langen Steinmauer die Blautanne,
die die Bienenstadt der Ihren gegen den Westwind schützte, und nun sah
sie die bekannten Fluglöcher, die roten, blauen und grünen Tore ihrer Heimat
leuchten. Ihr Herz schlug so stürmisch, daß sie glaubte, ihr Atem müßte ihr
vergehn, aber sie hielt aus und steuerte grade auf den Eingang des roten
Tors zu; dort führte es zu ihrem Volk und zu ihrer Königin.
Als sie sich auf dem Flugbrett vor dem Tore niederließ, vertraten ihr die
beiden Wächter den Eingang und ergriffen sie sogleich. Maja konnte in ihrer
Atemlosigkeit anfangs kein Wort hervorbringen, und die Wachen machten
Miene, sie zu töten. Denn es ist den Bienen bei Todesstrafe verboten,
in eine fremde Stadt zu dringen ohne den Willen der Königin.
„Zurück!“ rief der Wächter und stieß sie rauh vor sich her, „was kommt
Ihnen in den Sinn?! Wenn Sie nicht augenblicklich umkehren, ist es um
Sie geschehen.“ Und dem anderen Wächter zugewandt, sagte er:
„Ist dir schon einmal so etwas vorgekommen, und noch dazu vor Tagesanbruch?“
Da rief Maja das Losungswort ihres Volks, woran alle Bienen die Ihren
erkannten, und die Wächter ließen sie augenblicklich los.
⑤
„Was ist das?!“ riefen sie, „du bist eine der Unsrigen, und wir kennen
dich nicht?“
„Laßt mich vor die Königin,“ stöhnte die kleine Maja, „gleich, rasch, es droht
großes Unheil.“
Die Wächter zögerten noch, sie verstanden nicht, was vor sich ging.
„Die Königin darf nicht vor Sonnenaufgang geweckt werden“, sagte der
eine von ihnen.
Da schrie Maja so laut und leidenschaftlich, wie die beiden wohl niemals
eine Biene haben schreien hören:
„So erwacht die Königin vielleicht nie mehr zum Leben! Der Tod folgt mir
auf dem Fuß.“ Und sie fügte so wild und zornig hinzu: „Ihr sollt mich vor die
Königin führen!“ daß die Wächter ganz erschrocken und tief ergriffen gehorchten.
Nun eilten sie miteinander durch die warmen, vertrauten Straßen und Gänge,
die Maja alle wiedererkannte, und obgleich ihre Erregung und Hast sie fast
überwältigten, zitterte doch ihr Herz vor Wehmut unter den Wohltaten ihrer Heimat.
„Ich bin zu Hause“, stammelte sie mit blassen Lippen.
⑥
Im Empfangssaal der Königin brach sie beinahe zusammen. Einer der
Wächter stützte sie, während der andere mit der ungewöhnlichen Botschaft
in die Gemächer der Königin eilte. Sie hatten nun beide erkannt, daß etwas
ganz Außerordentliches im Anzuge war, und der Bote lief so rasch, als seine
Füße ihn trugen.
Die ersten Wachsbereiterinnen waren schon auf, neugierig schaute hier und
da ein Köpfchen durch die Eingänge, die Nachricht dieses Vorfalls verbreitete
sich schnell.
Da kamen zwei Offiziere aus den Gemächern der Königin. Maja erkannte
sie sogleich, sie nahmen ernst und schweigend am Eingang ihre Stellungen ein,
ohne Maja anzureden; nun mußte gleich die Königin erscheinen.
Sie kam ohne ihren Hofstaat, nur in Begleitung zweier Dienerinnen und ihres
Leibadjutanten. Als sie Maja sah, trat sie schnell auf sie zu, und da sie den argen
Zustand und die große Erregung der kleinen Biene sah, verlor sich der Zug von
Ernst und Strenge ein wenig, der in ihrem Gesicht gelegen hatte.
⑦
„Du kommst mit einer wichtigen Botschaft?“ fragte sie ruhig. „Wer bist du?“
Maja konnte nicht gleich sprechen. Endlich brachte sie mühsam nur die
Worte hervor:
„Die Hornissen!“
Die Königin erbleichte, aber sie blieb gefaßt, und das beruhigte auch Maja
ein wenig.
„Großmächtige Königin,“ rief sie, „vergib mir, daß ich die Pflichten nicht
beachte, die deine Hoheit und Würde erheischen, ich will später alles sagen,
was ich getan habe und was ich von Herzen bereue. Ich bin in dieser Nacht wie
durch ein Wunder der Gefangenschaft der Hornissen entronnen, und das letzte,
was ich von ihnen gehört habe, ist, daß in der Morgendämmerung dieses Tages
unser Reich überfallen und ausgeraubt werden soll!“
Das Entsetzen, das diese Worte der kleinen Maja bei allen Anwesenden
hervorriefen, läßt sich kaum schildern. Die beiden Dienerinnen, die die Königin
begleiteten, brachen in lautes Jammern aus, und die Offiziere am Eingang machten
Miene, bleich vor Schreck, davonzufliegen und Alarm zu schlagen. Der Adjutant
sagte: „Ja Herrgott ...“, und drehte sich einmal um sich selbst, weil er sich nach
allen Seiten zugleich umsehen wollte.
⑧
Es war wirklich ein ganz außerordentlicher Anblick, zu sehen, mit welcher
Ruhe und Geisteskraft die Königin die furchtbare Nachricht aufnahm. Sie reckte
sich ein wenig empor, und in ihre Haltung kam etwas, was alle einschüchterte
und ihnen zugleich ein grenzenloses Vertrauen einflößte. Die kleine Maja zitterte
vor Erhobenheit, so etwas Bedeutungsvolles an Überlegenheit glaubte sie noch
niemals gesehen zu haben. Und die Königin winkte die Offiziere an ihre Seite
und sprach laut und gefaßt ein paar rasche Sätze zu ihnen. Maja hörte zum Schluß
noch die Worte: „Ich gebe euch eine Minute zur Ausführung meines Befehls, wenn
es länger dauert, kostet es euren Kopf.“ Aber die beiden Offiziere sahen gar nicht
so aus, als ob man sie anfeuern müßte; sie stürmten davon, daß es eine Freude
zu sehen war. „O, meine Königin“, sagte die kleine Maja.
Da neigte sich die Königin noch für einen kleinen Augenblick zu Maja nieder, noch
einmal für kurze Zeit sah die kleine Biene das Angesicht ihrer Fürstin milde und voll
Liebe erstrahlen.
⑨
„Hab’ Dank,“ sagte sie zu Maja, „du hast uns alle gerettet, was immer vorher
geschehen sein mag, du hast es tausendfältig gut gemacht. Aber nun geh und ruh
dich aus, mein Herzchen, du siehst elend aus, und deine Hände zittern.“
„Ich möchte für dich sterben“, stammelte Maja bebend.
Da antwortete die Königin:
„Sei nun ohne Sorge um uns. Unter all den Tausenden, die diese Stadt bewohnen,
ist nicht eine einzige, die nicht ohne Besinnen ihr Leben für das Wohl der anderen
und für mein Wohl hingeben würde. Du kannst ruhig schlafen.“
Sie beugte sich zu der kleinen Maja nieder und küßte sie auf ihre Stirn, dann
winkte sie ihren Dienerinnen und befahl ihnen, für das Wohl und die Ruhe Majas
Sorge zu tragen.
Die kleine Biene ließ sich willenlos und tief von Herzen beglückt davonführen.
Ihr war zumute, als habe ihr das Leben nun nichts Schöneres mehr zu geben.
Sie hörte wie im Traum noch in der Ferne hohe helle Signalrufe, sah wie die
Würdenträger des Staates sich um die Eingänge der Königsgemächer drängten,
und dann vernahm sie ein dumpfes, weithinhallendes Dröhnen, das den ganzen
Stock erschütterte.
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„Die Soldaten! Unsere Soldaten!“ flüsterte neben ihr die Dienerin.
Das letzte, was sie in der kleinen stillen Kammer hörte, in der ihre
Begleiterinnen sie zur Ruhe betteten, war dicht unter ihrer Tür der
Marschschritt vorbeieilender Truppen. Sie vernahm eine klare
Kommandostimme, die froh und zuversichtlich klang, und in ihren
ersten Traum hinein tönte das alte Soldatenlied der Bienen, und
sie hörte, verklingend wie aus weiter Ferne:
Sonne, goldne Sonne du.
leuchte unserm Treiben.
Segne unsere Königin,
laß uns einig bleiben.
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